1907 wurde in Münster die „Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz“ gegründet. Sie entstand natürlich nicht aus dem nichts, es gab seit Ende des 19. Jahrhunderts bereits den "Kriegerverein", dessen Mitglieder sich verpflichtet hatten, im Kriegsfalle Sanitätsdienst zu leisten. Und auch der „Vaterländische Frauenverein“, der sich erst viel später (1946) in „Bereitschaft (w)“ umbenennen sollte und mit unter das Dach des Kreisverbands rückte, existierte schon eine Weile vorher.
Der Schwerpunkt der Arbeit lag zunächst in der Versorgung von verwundeten Soldaten im Kriegsfall, aber auch die Zusammenführung von Familien durch den Suchdienst war eine wesentliche Aufgabe. Die rein ehrenamtliche Arbeit erhielt schnell ein ziviles Gepräge. So wurde der Sanitätsdienst über Jahrzehnte an zentralen Ereignissen und Orten wie dem Bahnhof, der Halle Münsterland, dem Preußen Stadion, dem KÜ (Kanalüberführung), dem Aasee, beim Karneval und Send - um nur einige wenige Klassiker zu nennen – engagiert durchgeführt. Ein Unterschied zur heutigen Arbeit war insbesondere die Kommunikation. Ohne Funk mussten per Motorradkurier dringende Nachrichten übermittelt werden. Das Jugendrotkreuz wurde beispielsweise ab 1926 aufgebaut und erfreute sich großer Beliebtheit. In diesem Zusammenhang ist auch die Stadtranderholung zu sehen, die seit 1953 sehr erfolgreich angeboten wurde.
Die Entwicklung hin zu einem modernen Unternehmen der Sozialwirtschaft kam nicht über Nacht, sie hat Jahrzehnte gedauert. Genau wie die Aufgaben erst mit der Zeit genauer definiert und verbreitert wurden, musste auch die Geschäftsstelle zunächst ihren Platz in der Stadt finden. Von der ehemaligen Raphaelsklinik (heute: Stubengasse) über die Salz- und Brockhoffstraße in die Zumsandestraße. Und auch hier war man lange Zeit „ohne festen Wohnsitz“, d.h. teilweise in so genannten Baracken untergebracht. Diese Baracken, auch „Ungarn-Baracken“ genannt, hatte auf indirektem Weg der Ungarn-Aufstand von 1956 dem Roten Kreuz beschert. Damals waren beim DRK enorme Spenden, auch Kleiderspenden, für die Ungarn-Flüchtlinge eingegangen. Und diese Sachspenden mussten nun irgendwo gelagert und an die Flüchtlinge ausgegeben werden. Dazu baute der Landesverband an der Zumsandestraße Baracken auf, die noch bis Anfang der 1980er Jahre vom Kreisverband genutzt wurden. 1982 wurde dann neben dem Altbau auch ein Neubau an der Zumsandestraße eröffnet und die Baracken waren nur noch Geschichte.
In der Zwischenzeit war 1967 die „Haus- und Pflegestation“ – heute der ambulante Pflegedienst – an den Start gegangen. Den DRK-Hausnotrufdienst gibt es in Münster seit 1986. In diesem Jahr bekam auch das Katastrophenschutzzentrum eine neue Bleibe am Kesslerweg. Heute wird von dort aus auch der Krankentransport und Rettungsdienst koordiniert. Das Autismus-Therapiezentrum gründete sich 1987, die Ärztliche Kinderschutzambulanz 1992 und das Freiwillige Soziale Jahr 1997.