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Gemeinsam lernen im Dialog

Dialog- und Lernplattform zur Unterstützung und Stärkung der muslimischen und alevitischen Sozialarbeit vor Ort

Mit dem Jahresende 2023 endete auch die Förderung des Projektes „Dialog- und Lernplattform zur Unterstützung und Stärkung muslimischer und alevitischer Sozialarbeit vor Ort“. Angedockt an die Integrationsagentur war das DRK Münster im Juni 2022 ein Projektstandort in diesem NRW-weiten Vorhaben geworden.

Welche Ziele wurden verfolgt?

  • Zum einen vernetzte sich Projektmitarbeiter Matthias Utech mit den muslimischen und alevitischen Gemeinden und Vereinen in Münster. In Bestandsaufnahmen und Bedarfsanalysen bekamen diese auf Wunsch Unterstützung auf dem Weg dahin Träger der sozialen Arbeit zu werden, Anschluss an Förderstrukturen zu erlangen und hauptamtliche Strukturen anzustreben. Auch eine größere Sichtbarkeit und Wertschätzung der schon bestehenden sozialen Angebote ist hier ein wichtiger erster Schritt.
     
  • Zum anderen richtete sich das Projekt aber auch sensibilisierend an die Dominanzgesellschaft und machte es sich zum Auftrag eine zugewandte, offene Haltung der öffentlichen Verwaltung und der freien Träger des Sozialwesens gegenüber muslimischen Gemeinden und Vereinen zu erwirken. Diese Öffnung ist ein idealer Nährboden für eine Stärkung der begleiteten Akteure als Träger der sozialen Arbeit, für neue Kooperationen und eine bessere Förderung der Potentiale muslimischer Wohlfahrtspflege.
     

Welche Veranstaltungen fanden statt?

Matthias Utech
Team Migration

Integrationsagentur

Tel. 0251 3788-85
Mobil 0160 9508 0463
matthias.utechdrk-muenster.de

Cheruskerring 19
48147 Münster

  • Sensibilisierungs- und Begegnungsexkursion zum BFmF e. V. in Köln

    Im November 2023 fand eine Busexkursion zum Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen (BFmF e. V.) statt, die wertvolle und nachhaltig wirkende Lernmomente für die Teilnehmenden beinhaltete. Das BFmF e. V. gilt als ein Best-Practice-Beispiel muslimischer Wohlfahrtspflege in NRW. Geschäftsführerin Hanim Ezder nahm sich persönlich Zeit, um die Gruppe – bestehend aus Fachkräften der Verwaltung und des Sozialwesens sowie aus der muslimischen Community - durch die 2000 m² des Vereinsgebäudes zu führen.

    BFmF ist heute ein bedeutender Träger der Sozialwirtschaft in Köln. Der Verein wurde im Jahr 1996 von muslimischen Frauen aus verschiedenen Herkunftsländern gegründet. Aus der Empowermentinitiative entwickelte sich im Laufe der nun 27-jährigen Tätigkeit ein großes Zentrum der Sozial- und Bildungsarbeit für alle Menschen. Als Kölner Institution leistet BFmF einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag durch seine Bildungs-, Beratungs-, Begegnungs- und Betreuungsangebote, die z. B. ein Frauenbildungswerk, ein Familienbildungswerk, eine muslimische Akademie und Beratungsstellen zu Themen wie Aufenthaltsrecht, Sozialrecht, Verschuldung, Arbeitsmarktintegration u.v.m. umfassen. BFmF ist zudem Träger der freien Jugendhilfe und betreibt ein Familienzentrum, eine Kita sowie eine Übermittagsbetreuung und Hausaufgabenhilfe.

    "Die vielen bedarfsgenauen, smarten Angebote und perfekt ineinandergreifenden Bereiche, die fachlichen und sprachlichen Kompetenzen, den Zugang zu den Communities vor Ort zu sehen war eine bereichernde Erfahrung für die Fachkräfte aus Sozialwesen und Verwaltung", erklärt Utech. Die Angehörigen der muslimischen Community konnten sich zudem inspirieren und bestärken lassen von der Erfolgsgeschichte dieser migrantischen Selbstorganisation. Zur Sprache kam jedoch auch, dass Vereinen wie diesem immer wieder ihre Expertise für genau diese Arbeit abgesprochen wird und sie sich häufig ungleich mehr beweisen und erklären müssen.

    Genau hier setzte die zweite Sensibilisierungsveranstaltung im Dezember 2023 beim DRK Münster an:

  • Workshop: "Muslimische Sozialarbeit stärken - Bedarfe, Hürden und Potentiale"

    Einen inhaltlich vertiefenden Abschluss mit fachlich hochkarätiger Besetzung bildete im Dezember 2023 der Workshop-Abend zum Thema "Muslimische Sozialarbeit stärken". Diskutiert wurden beim DRK Münster die Ressourcen und Potentiale einer muslimisch geprägten Sozialarbeit für die Communities, das Sozialwesen sowie die Gesellschaft/ das Gemeinwesen im Allgemeinen. Aber auch Bedarfe, Hürden und Ausschlusserfahrungen in der Praxis sollten benannt werden.

    Hierzu gab es zunächst einen wissenschaftlichen Impulsvortrag von Prof. Dr. Mouhanad Khorchide (Zentrum für Islamische Theologie/ Uni Münster). Es folgten zwei Expert*innen aus der Praxis, die ihre Organisation mit Bezug auf die Leitragen vorstellten: Nilgün Filiz (stellv. Geschäftsführerin von BFmF e. V./ Köln) sowie Samee Ullah (Vorstandsmitglied von An-Nusrat e. V./ Frankfurt a.M.). Die Moderation übernahm Serkan Özaltan (MSO-Fachberatung/ Paritätischer NRW).

    Im Anschluss an die Impulsvorträge ging es in einen spannenden, ergebnisorientierten Austausch. In einer Ideenfabrik wurde diskutiert, was Potentiale und Chancen einer besseren Zusammenarbeit zwischen muslimischer Wohlfahrtspflege, kommunalen Stellen und den freien Trägern sind. Eine andere Gruppe tauschte sich aus zu den Bedarfen, Zugängen, Ressourcen, Kommunikationswegen und Strukturen, die Zusammenarbeit fördern und soziale Angebote der muslimischen Vereine und Gemeinden stärken können. Welche strukturellen Hürden, Ausschlussmechanismen und Ungleichverhältnisse eine „gläserne Decke“ verursachen und wie man diese durchbricht, diskutierte die dritte Gruppe. Die Ergebnisse wurden schließlich in einer moderierten Podiumsdiskussion zusammengeführt, in der die Expert*innen mit den Teilnehmenden in wertschätzender und konstruktiver Atmosphäre ins Gespräch kamen. Bei einem Abendimbiss gab es zum Ausklang schließlich noch Raum für Begegnung und Vernetzung.

"Gemeinsam lernen im Dialog" ist ein Projekt der Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege NRW, gefördert vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration NRW unter Projektleitung des Paritätischen NRW.